25. September 2023
Ich liebe es zu segeln.
Vor etwas mehr als einem Jahr fragte mich ein Freund: „Wollen wir zusammen den Segelschein machen?
Das war eine interessante und überraschende Frage. Tatsächlich hatte ich hin und wieder schon daran gedacht, eine Segelausbildung zu machen.
Manchmal erinnerte ich mich an einen Urlaub mit meiner Familie in den schwedischen Schären. Damals liehen wir uns ein kleines Motorboot und erkundeten die wunderschöne Schärenlandschaft. Als wir unsere Fahrt für eine Essenspause unterbrachen, fuhr leise rauschend ein Segelschiff an uns vorbei und ich dachte: „Das ist die angemessene Form, um auf dem Wasser unterwegs zu sein - ohne Motorkraft und damit auch ohne Lärm.“
In den letzten zehn Jahren habe ich dann zahlreiche Bücher von Weltumseglern und anderen Langstreckenfahrern gelesen und war jeweils tief beeindruckt von den physischen und psychischen Herausforderungen, der sich diese Menschen stellten. Ihre Erlebnisse trafen auf eine Sehnsucht nach Abenteuer und Weite in mir. Aber ich hätte mich wohl nie dazu durchgerungen, mich tatsächlich für einen Kurs anzumelden: Es gab zu viel andere, wichtigere Dinge zu tun - wann sollte ich Zeit haben um zu segeln und mit was für einem Boot überhaupt?
Ohne viel nachzudenken sagte ich meinem Freund zu. Irgendwie würde es schon klappen und zu zweit konnten wir uns gegenseitig Ansporn geben. Ich wollte ein neues Abenteuer.
Aus einer Ausbildung wurden schließlich zwei und ich war froh, vor Beginn des Lernprozesses nicht gewusst zu haben, wie umfangreich der Stoff sein würde. Wieder „zur Schule“ zu gehen war eine eigentümliche Erfahrung für mich. Aber nach erfolgreichem Ablegen aller Prüfungen war ich stolz. Ich hatte erlebt, dass ich noch in der Lage war, mich in ein neues Metier einzuarbeiten. Meine Frau wiederum war froh, dass ich nun abends wieder gegenwärtig und nicht rechnend und zeichnend über Kartenmaterial und Tabellen gebeugt das Esszimmer belegte, wo mich niemand stören durfte.
Als die Scheine gemacht waren, stellte sich natürlich die Frage: „Und was machst du jetzt damit? Wann hast du Zeit, um zu segeln und woher nimmst du ein Boot?“ Das waren berechtigte Fragen, aber es zeigte sich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, ich musste mich nur auf die Suche danach machen.
Der jüngste Törn liegt gerade erst ein paar Tage zurück. Mit einem alten Freund durfte ich auf seinem Boot in der „dänischen Südsee“ unterwegs sein. Es war eine wunderbare Zeit: Zwei Männer und ein Schiff, herrliches Wetter und ausreichend Wind, idyllische Häfen vor dänischen Inseln und das Rauschen und Schaukeln des Bootes in den Wellen.
Ich bin dankbar. Dankbar dafür, dass mein Freund mich mitgenommen hat und auch darüber, dass ich damals auf die Frage „Machst du mit?“ eines anderen Freundes ganz spontan Ja gesagt habe. Dadurch erschließt sich mir eine neue Erfahrungswelt - und dafür bin ich letztlich Gott dankbar.
Ich wünsche dir ebenfalls den Mut, dich auf Neues einzulassen. Wir träumen alle viel, von großen und von kleinen Dingen. Manchmal liegt es an uns selbst, ob sie wahr werden.
Alles Liebe. Rainer
PS: Ich träume davon, irgendwann mit einem Segelboot über den Atlantik zu fahren. Wer weiß: Vielleicht wird auch dieser Traum einmal zur Realität.
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