10. Juli 2023
Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.
Nicolas Chamfort (Franz. Autor, 18. Jhd)
Ich saß mit einem befreundeten Pastor in einer Pizzeria in der Fußgängerzone von Freiburg, als mir plötzlich ein Gedanke kam:
„Wenn wir die vorbeigehenden Passanten fragen würden, was ihnen spontan zum Wort „Kirchengemeinde“ einfällt, wäre bei den Antworten das Wort „Leidenschaft“ dabei?"
Wir waren uns einig: Eher nicht.
Wie schade.
Bei näherer Betrachtung glauben wir Christen doch an das leidenschaftlichste Wesen, das man sich nur vorstellen kann: Ein Gott, der sich aus Liebe selbst hingibt, um dem geliebten Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, diese sich verschenkende Liebe anzunehmen, von ihr durchdrungen, geheilt und so geprägt zu werden, dass der Mensch ebenfalls zu einem Liebenden wird.
Die Worte der Bibel beschreiben einen Gott, der leidenschaftlicher nicht sein könnte. Das große Drama der Menschheitsgeschichte ist die Erzählung einer großen Liebe und Leidenschaft, die sich grandios an ihn verschwendet, um ihn wirbt und ihm dadurch einen Wert beimisst, der durch keine noch so herausragende Lebensleistung jemals erreicht werden könnte. Wir sind geliebt, weil Gott Liebe ist und weil wir: sind.
Mehr braucht es nicht, um seine Leidenschaft zu wecken, die sich in der gewaltigsten aller Lieben ausdrückt.
Ich frage mich: Wie viel Raum hat die Leidenschaft für diesen Gott in mir? Wie viel davon dringt aus meinem Inneren nach außen und lässt andere nachfragen, woher es kommt, dass ich so leidenschaftlich bin?
Vielleicht wäre es eine gute Idee, in unseren Kirchen und Gemeinden mehr über Leidenschaft zu sprechen und wie man diese am Brennen hält.
Vielleicht würden dann die Passanten in Freiburgs Innenstadt auf die oben genannte Frage anders antworten als mein Freund und ich es damals erwartet haben
Darum ringe ich. Leidenschaftlich.
Hab eine Woche der (Wieder-)Entdeckung der Leidenschaft für Jesus.
Rainer
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