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AutorenbildRainer Harter

Gute Vorsätze

3. Jan. 2020


Zu Anfang eines neuen Jahres fragen sich viele Menschen, wie es wohl werden wird. Man steckt sich Ziele, nimmt sich Vorsätze und krempelt innerlich die Ärmel hoch, um das neue Jahr in Angriff zu nehmen. Wir denken nach vorne.






Doch: denken wir auch in ausreichendem Maße daran, wo die nötige Kraft, Geduld, Liebe usw. herkommen, aus denen heraus wir die neuen Herausforderungen bewältigen wollen?

Und: steht im Fokus des Blickes auf unser geistliches Leben im neuen Jahr nicht oft ebenfalls Ziele, die wir erreichen oder Dinge, die wir dieses Jahr endlich anders machen wollen?


Ich denke, wir sollten uns primär Gedanken über unsere Beziehung zu Gott machen, anstatt dass wir unseren Glauben wie ein auszufüllendes Formularblatt bearbeiten, indem wir die vermeintlich richtigen Haken an den passenden Stellen setzen.

Der Glaube an den Gott der Bibel ist viel mehr als moralisch richtiges Handeln oder der Versuch, es Gott „recht zu machen“. Wer einmal mit der Sehnsucht des Entdeckers in der Heiligen Schrift liest, erkennt, dass es um etwas Größeres geht. Etwas, um das herum sich alles andere anordnet und aus dem heraus der Glaube erst Sinn ergibt: Die Bibel spricht die Einladung Gottes an uns aus, als Hauptakteure in die größte Liebesgeschichte aller Zeiten einzutauchen. Wir Menschen sind tatsächlich für eine Liebe geschaffen, die unsere Herz vollkommen ausfüllen und es zum Überfließen bringen soll.

Ohne die Erfahrung dieser Liebe und ohne Intimität in der Beziehung zu Gott bleibt nur eine weitere Religion übrig, die uns zu einem moralisch korrekten Leben auffordert, aber unser Herz einsam und hungrig zurücklässt. Doch Religion an sich hält uns letztlich auf Distanz zu Gott. Sie macht nur Sinn, wenn sie einer lebendigen Gottesbeziehung entspringt. Sie muss kontinuierlich in diese eingebettet sein, um den Glaubenden nicht in die Knechtschaft der eigenen Werkgerechtigkeit zu führen. Religionsausübung ohne Gottesbeziehung ist ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Versuch, aus eigener Kraft Regeln einzuhalten, die ohne die Kraft der göttlichen Liebe und Gnade gar nicht eingehalten werden können.


Ganz anders sieht es aus, wenn Gott mit seiner Liebe in unser Leben kommen darf: Die Gewissheit und Erfahrung, dass er uns zutiefst und bedingungslos liebt, verändert dann nach und nach unsere Sichtweise auf ihn, andere Menschen und uns selbst. Als Folge ändern sich unsere Motivationen und führen schließlich zu einem neuen Verhalten. Unser Handeln wird dann nicht mehr von guten Vorsätzen, Absichten oder inneren Auflagen bestimmt, sondern speist sich aus einer Liebe, die unsere Seele wirklich satt macht. Dann wird auch die Distanz zu Gott aufgehoben.

Weil durch das Leben in Gottes Nähe eine so große Faszination und Zufriedenheit in uns entstehen, wollen wir schließlich auch keine billigen Ersatzlösungen mehr. Wenn Liebe einzieht, tritt Sünde wie von selbst zurück und ein moralisch-ethisch richtiges Handeln entspringt unserem Herzen, das vom Guten geprägt und von Gott gesättigt ist, fast von alleine.


Ich beobachte, dass manche Christen lieber nach Rezepten suchen, die ihnen endlich das Leben in Fülle zugänglich machen sollen, als ihre persönliche Beziehung zu Gott zu vertiefen. Sie suchen im Außen das, was es nur im Innen zu finden gibt. Sie verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit, sich fromme Techniken anzueignen, anstatt Gott selbst zu begegnen. Das wird dann bald anstrengend.

Meines Erachtens ist es an der Zeit, dass wir die Prioritäten wieder neu setzen und Ursache und Wirkung in der von Gott festgelegten Reihenfolge verstehen: Alle unsere Aktionen für Gott können schlussendlich nur Reaktionen auf seine unfassbar große Zuneigung und Liebe sein. Wer hingegen seine Aktionen zur Ursache für das Wirken Gottes machen will, entfernt sich von der Intimität mit Gott und endet in einem die Liebe abtötenden Legalismus.

Intimität mit Gott ist das Ziel der menschlichen Reise. All unser Streben zielt auf diesen einen Punkt hin. Intimität mit Gott ist unersetzlich. Jeder muss sie selbst entdecken. Man kann sie sich nicht anlesen und es reicht nicht aus, sie zu bejahen - sie will und muss erlebt werden. Dann verändert sie alles.


Aus der Ferne lässt es sich nur schwer lieben oder Liebe empfangen. Je weiter wir uns von Gott entfernen, desto mehr verblasst das Bild des Geliebten und wird schließlich zu einer diffusen Vorstellung. Die Distanz zwischen Mensch und Gott hat immer die Schwächung der Liebesbeziehung zur Folge. Dann wird das Herz kalt und der Glaube gerät zu einer anstrengenden Formsache. Man glaubt vielleicht nach wie vor an Gott, doch man liebt ihn nicht mehr so wie einst und erfährt wenig von Gottes glücklich machender Liebe.


Könnte es nicht sein, dass eine Kirche, die zuallererst von der Liebe Gottes geprägt ist und die es gelernt hat, in der Nähe der freundlichsten Person zu leben, ganz von allein anfängt, in die Dunkelheit der Welt hineinzustrahlen? Könnte es sein, dass uns vieles von dem, was wir bisher getan haben, vom Eigentlichen abhält, weil wir versuchen, unseren Glauben und unsere Gemeinden wie eine Firma zu strukturieren und zu führen? Wäre es nicht möglich, dass Ihr Leben anders aussehen würde, wenn Sie sich vorrangig der Liebe zu Gott und seiner Liebe zu Ihnen widmen würden, anstatt weiterzumachen wie bisher?


Wenn es einen guten Vorsatz für das neue Jahr gibt, dann den, welchen die englische Dichterin Sarah Flower Adams 1841 in einem Gedicht niedergeschrieben hat:
Nearer, My God, to Thee (Näher, mein Gott, zu Dir).



Empfehung zur Vertiefung: "Intimität mit Gott" von Rainer Harter (erhältlich im webshop)


Alles Liebe. Rainer

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