30.September 2024
Neulich stieß ich bei der Suche nach Informationen über eine christliche Gemeinde auf Rezensionen von Besuchern. Aus den überwiegend sehr positiven Rückmeldungen stach eine sehr negativ verfasste Bewertung heraus. In ihr behauptete der Verfasser, dass die zu der betreffenden Gemeinde gehörenden Menschen dort einer Gehirnwäsche unterzogen würden.
Das so negativ konotierte Wort „Gehirnwäsche“ brachte mich zum Nachdenken und ich kam zu dem Schluss, dass uns allen eine Gehirnwäsche gut tut.
Zunächst in physischer Hinsicht. In den 2019er Jahren wurde erstmals der nächtliche Vorgang der Spülung des Gehirns entdeckt. Während des Schlafs durchläuft das Gehirn verschiedene Phasen, in denen es sich von den Belastungen des Tages erholt und regeneriert. In einer dieser Phasen werden Toxine und Abfallprodukte, die sich während des Tages im Gehirn angesammelt haben, durch das sogenannte glymphatische System abtransportiert.
Forschungen haben gezeigt, dass während des Schlafs das Gehirn schrumpft, um Platz für die sogenannte „cerebrospinale Flüssigkeit“ zu schaffen, die dann durch das Gehirn fließt und Abfallprodukte abtransportiert. Interessant: Unser Gehirn scheint während des Schlafes also einen Waschgang einzulegen.
In geistlicher Hinsicht ist es ganz ähnlich. Die Bibel fordert uns sogar zu einer Art Gehirnwäsche auf. In Römer 12,2 schreibt Paulus:
"Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt."
Mit seiner Aufforderung meint Paulus, dass wir Christen uns nicht den Werten und Normen dieser Welt anpassen sollen, sondern unser Denken an Gottes Wort und Willen ausrichten sollen. Es geht also darum, das eigene Denken zu transformieren und in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen zu bringen.
In unseren Köpfen gehen Dinge vor, die wir nicht alle kontrollieren können. Nicht umsonst gibt es den Begriff „Kopfkino“. Unsere Erfahrungen und Gewohnheiten haben unsere Denkstrukturen geprägt. Manche dieser Denkweisen sind nicht hilfreich, manche sind sogar destruktiv.
An diesen Stellen braucht es eine neue „Verdrahtung“ in unserem neuronalen System - die übrigens tatsächlich möglich ist.
Negativem Denken die heilsamen Worte Gottes entgegenzuhalten, diese aktiv zu denken und zu lernen „umzudenken“ wäscht sozusagen die verkrusteten oder schmutzigen Denkmuster weg und unser Denken wird neu. Das geschieht nicht von jetzt auf gleich, sondern ist eine Aufgabe, die wir in Selbstfürsorge annehmen dürfen und ausführen sollten.
Seit ich über den Begriff der Gehirnwäsche nachgedacht habe, hat er seinen rein manipulativ-gewalttätigen Ton verloren. Obwohl es bösartige Formen der Gehirnwäsche gibt, ist der Akt der Denkhygiene an sich kein schlechter, sondern kann heilsam und befreiend sein.
Im Blick auf die neue Woche wünsche ich dir in diesem positiven Sinne eine fortlaufende Erneuerung deines Denkens.
Alles Liebe. Rainer
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